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Liebe Grüße Kerstin

Norddeutsch by Nature // Platte Anna

10. Mai 2020

Wie es mir als Bayer in Hamburg so erging, warum der Norden meine zweite Heimat geworden ist und was das alles mit dem hübschen Label Platte Anna zu tun hat!

Nach dem Abitur ging es für mich zum Studieren in den hohen Norden. Und zwar nach: Hamburg! Naja - nicht ganz ;) Wedel heißt die Weltstadt mit Herz, die 20.000 Einwohner beherbergt und leider nicht zu Hamburg, sondern zu Schleswig-Holstein gehört. Die beschauliche Kleinstadt setzt sich gefühlt einzig & allein aus Studenten der Fachhochschule und Rentnern zusammen - zumindest kam mir das während meines Aufenthalts dort so vor ;)

Der erste Fauxpas, an den ich mich wie gestern erinnere, trug sich in der kleinen Bäckerei in Wedel zu. Auf dem Weg von meiner Studentenbude (18qm inklusive Nasszelle!) dorthin trichterte ich mir ständig ein, dass ich im Laden sicher nicht "Semmeln" sagen werde. Nein - ich werde hochdeutsch "Brötchen" bestellen. Das kann ja wohl nicht so schwer sein ;) Tja! Ich öffne die Tür, sage fröhlich "Hallo" (1. Hürde geschafft, denn ich habe nicht "Servus" gesagt), gucke in die Auslage und sage: "Ich hätte gerne zwei Vollkornsemmeln". AAAAHHH. Wie doof kann man bitte sein. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Während mein Kopf einer Erdbeere ähnlich meint die nette Fachverkäuferin "Sie sind aber nich von hier? Aus dem Süden, oder?". ZONK.

Wir hatten in der ersten Woche an der FH eine Einführungsveranstaltung. Dort habe ich mich gemeldet und gefragt ob man hier auch Sprachkurse belegen kann. 2,5 Jahre später erzählt mir ein Kommilitone, dass er aufgrund dieser Frage dachte, dass ich aus der Schweiz komme würde. Oder zumindest aus Österreich. Und man muss wissen, dass ich mir extrem viel Mühe gegeben hatte "hochdeutsch" zu sprechen. Äh ja ;)

Regen ist erst, wenn die Heringe auf Augenhöhe schwimmen.

Sturm ist erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben.

unbekannt (Norddeutsche Weisheiten)

Klamotten technisch war ich für den Norden irgendwie nicht so optimal ausgerüstet. Alle trugen lange Parka, die man am Hals ganz hoch knöpfen konnte. Das fand ich anfangs etwas seltsam. Ein paar Wochen später hatte ich ganz schnell auch so einen ;) Auf dem Parkplatz auf dem mein kleiner schwarzer Fiat Punto wohnte, pfiff der Wind um die Ecke, dass es nicht mehr lustig war. Entweder ich bekam die Autotür fast gar nicht auf und musste mich von innen halb dagegenstemmen um herauszukommen. Oder die Tür wurde mir vom "Sturm" halb davongerissen und ich musste aufpassen das nächste Auto nicht zu demolieren... Ich habe mir in der Zeit einige muckelige schön warme windfeste Klamotten zugelegt und hatte trotzdem öfter das Gefühl, dass der Wind mich einfach irgendwann umwerfen wird =)

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Norddeutschen schönes Wetter einfach mehr zu schätzen wissen, als die Sonnenverwöhnten im Süden. Wenn die Sonne scheint, dann feiern das alle einfach viel mehr. Ein Anruf bei meinen Eltern hatte meist zur Folge, dass sie erzählten sie seien gerade auf der Terrasse während bei mir Regen, Wind oder graues Mischmasch an der Fensterscheibe vorbeizog. Klar, gab es auch tolle Tage, aber die waren nicht so häufig wie ich es vom Süden gewohnt war.

Auch wenn ich wegen der Fachhochschule nach dem Vordiplom meine Zelte im Norden abbrach und nach Stuttgart wechselte, hat mich diese Zeit enorm geprägt. Ich mag den Norden, den Wind, den Regen, den Hafen, Hamburg (meine Perle!) und die Leute (Grüße an Ariane und Denise!). Vielleicht kehre ich auch mal in den Norden zurück - wer weiß? Aber zumindest steht spätestens alle 2 Jahre ein Hamburg-Trip an und auf den nächsten Besuch im Norden freue ich mich jetzt schon =)
Eigentlich wollte ich in der Zeit gerne mal ins Ohnsorg-Theater, was aber nicht geklappt hat. Auch auf die Gefahr hin, dass ich keinen wirklichen Dunst von Plattdeutsch habe und einfach lachen würde, wenn die anderen auch lachen ;) Aber ich kenn mich aus bei kleinen coolen Labels und eines davon, dass diesen Dialekt feiert und zudem noch tolle Illustrationen macht, ist Platte Anna. Irgendwann lief mir was von ihren Produkten über den Weg und genau deswegen stelle ich sie Euch heute hier vor!


Interview mit Anna-Carina Willms von Platte Anna

Du bist Illustratorin. Wusstest Du schon von Kind an, dass Du das genau machen willst oder wie bist Du zu Deinem heutigen Beruf gekommen?

Es ist tatsächlich so, wie bei bestimmt 100% aller kreativen Menschen: Ich habe als Kind schon gern gezeichnet. In dem Sinne war mein beruflicher Werdegang schon recht vorhersehbar.

Anscheinend magst Du Plattdeutsch ;) Woher kommt der Bezug dazu? 



Ich bin in einem Dorf in der Wesermarsch, nicht unweit der Nordsee, aufgewachsen - dort wird auch heute noch viel platt geschnackt. Der größte Einfluss waren allerdings meine Mutter und die Verwandten mütterlicherseits, die untereinander ausschließlich plattdeutsch sprechen. So kommt es, dass mich die plattdeutsche Sprache schon mein ganzes Leben lang begleitet.

Verrate uns doch 5 Wörter / Ausdrücke und deren Bedeutung, die man wissen sollte, damit man sich unter den Leuten, die Plattdeutsch sprechen, nicht total blamiert ;)

  • Dass „Moin“ nicht „Guten Morgen“ heißt, sondern den gesamten Tag über gesagt werden kann, dürfte ja wohl jedem klar sein.
  • In Hamburg ist „Quiddje“ ein wichtiges Wort. Wenn das jemand zu dir sagt, ist es keine Beleidigung, sondern die Bezeichnung dafür, dass du ein „Zugezogener Hamburger“ bist.
  • Solltest du dies bereits wissen, bist du besonders „plietsch“. 
Das bedeutet „klug / pfiffig“.
  • Wirst du einmal in Ostfriesland zum Tee eingeladen, ist es von Vorteil, wenn du weißt, dass zuallererst „Kluntje“ in die Tasse gelegt und dann der Tee eingegossen wird.
 „Kluntje“ ist der plattdüütsche Begriff für „Kandiszucker“.
  • „Schietbüdel“ ist ein schönes Beispiel dafür, dass Worte, die man im Hochdeutschen eher nicht verwenden würde, auf Plattdeutsch ganz harmlos und niedlich klingen.
„Schietbüdel“ sind kleine Kinder, können aber auch freche Erwachsene sein.

Mit wem sprichst Du Platt? Familie / Freunde? Was bedeutet Dir diese Sprache?

Tatsächlich spreche ich im Alltag eher selten platt. Erst, wenn ich in direkter Verbindung zu meinen Artikeln stehe, zb auf Designmärkten, werde ich gerne mal auf platt angeschnackt. Ich freue mich dann immer, ein paar Worte zu wechseln.
Plattdeutsch ist für mich der Inbegriff eines Zuhause-Gefühls und es macht mich richtig glücklich, dass es meinen Kunden scheinbar auch so geht.
 Auf Märkten schnappe ich häufig "Oh! Das hat meine Oma auch immer gesagt!" auf. 
Es sind immer viele Familien-Erinnerungen an die plattdeutsche Sprache geknüpft. Sehr oft wird auch einfach nur über meine Babyleggings mit dem "Schietbüdel"-Schriftzug gelacht.
 Ich kann also durch meine Artikel einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass die Sprache erhalten bleibt.

Unter dem Label "Platte Anna" vertreibst Du selbstillustrierte, -genähte und -gedruckte Artikel op plattdüütsch. Wie kamst Du auf diese Idee? Was war Dein erstes Produkt?

Offiziell gibt es mein Label seit Januar 2010, davor ging es aber schon mit meiner Bachelorarbeit 2009 los. Ich habe Grafikdesign studiert und als Abschlussarbeit einen Kalender mit Illustrationen zu plattdeutschen Reimen erstellt.
Im Zuge einer Ausstellung habe ich einige Motive auf Grußkarten gedruckt und plattdeutsche Buttons gemacht, die sich heute noch in meinem Sortiment befinden. Über die Jahre ist meine Produktpalette stetig um viele Motive auf Papier und Textil erweitert worden.

Arbeitest Du beim Illustrieren eher analog oder auch digital?

Am Anfang steht immer eine Zeichnung auf Papier. Die wird dann eingescannt und digital weiterbearbeitet. In meinem Fall heißt das: meistens blau/weiß umgefärbt. Ich nutze die digitalen Möglichkeiten aber auch, um verschiedene Größenverhältnisse und Proportionen auszuprobieren oder mehrere Bildebenen zusammenzulegen.

Was magst Du an Deiner Arbeit als Illustratorin besonders gerne? An was arbeitest Du so neben Deinem Label?

Am meisten liebe ich, dass ich mir meine eigenen Produkte ausdenken, sie größtenteils selbst herstellen und an glückliche Kunden weitergeben kann. Außerdem arbeite ich regelmäßig an verschiedensten Auftragsarbeiten im Grafik- und Illustrationsbereich, vom Festivalplakat bis zum Senfglasetikett. Meine nebenberufliche Tätigkeit in einem Textildruckshop bringt weitere Abwechslung in mein buntes Berufsleben und ermöglicht es mir, alle meine Textilien selbst zu drucken.

Du wohnst in Hamburg. Inwiefern beeinflusst die Stadt Deine Arbeit?

Hamburg ist eine durch und durch maritime Stadt und bietet mir allein deswegen jede Menge Inspiration. Jede Runde mit der Hafenfähre oder jeder Spaziergang am Elbstrand kann zu einer neuen Idee führen.

Welche Orte / Stadtviertel gefallen Dir in Hamburg besonders und warum?

Die letzten 3 Jahre habe ich in Eimsbüttel gelebt und es sehr genossen, weil es dort einen Überfluss an tollen kleinen Läden, Altbauhäusern und gemütlichen Cafés gibt. Gegensätzlich, aber nicht weniger spannend, erlebe ich gerade meinen neuen Stadtteil Barmbek. 
Es macht mir sehr viel Spaß, Barmbek zu entdecken und neue gute Restaurants und Läden zu finden. Am Wochenende freue ich mich über die Nähe zum Stadtpark und zum Ohlsdorfer Friedhof, wo man wunderbar spazieren gehen kann.

Welche drei Überlebens-Tipps kannst Du jemandem geben, der auch gerne im Bereich Illustration ein Label gründen möchte?

  1. Wirkliche Überlebenstipps habe ich nicht. Ich kann nur von dem großen Vorteil berichten, dass der Einstieg, die eigens erdachten Produkte zu verkaufen, recht einfach und ohne großes Risiko möglich ist. 
So haben zum Beispiel viele meiner Kolleginnen anfangs noch in festen Jobs gearbeitet. Bevor sich ihre Labels etabliert hatten, konnten sie sich so auf die Sicherheit ihres regelmäßigen Einkommens verlassen.
  2. Erste Artikel können auch in kleineren Auflagen auf Plattformen wie Etsy online angeboten werden.
  3. Die Teilnahme an Designmärkten bietet nicht nur weitere Verkaufsmöglichkeiten, sondern ist auch eine tolle Chance, direkt zu sehen, wie ein Produkt beim Kunden ankommt.

Was ist Dein aktuelles „Platte Anna" Lieblingsprodukt?

Ich glaube, momentan ist es mein Möwenpatch, weil er Lust auf Sommerurlaub an der Küste macht. Außerdem bin einfach sehr mit der Qualität dieses Produktes zufrieden. 
Den Patch kann man auf meiner knallig royalblauen Mütze, einem Babyshirt und einem Shirt für Erwachsene wiederfinden. Oder man nimmt die kleine freundliche Möwe einzeln und kann selbst bestimmen, auf welchem Kleidungsstück sie landen soll.

Was steht bei Deinem Label demnächst so an? Messen? Neue Produkte? Plauder doch mal aus dem Nähkästchen =)

Im Moment werkel ich fleißig im Hintergrund an meinem Webshop, in dem man bald zusätzlich zum Etsy-Shop einkaufen kann.
Auch die Produktpalette meiner Textilien wird wachsen. Ich lege gerade vermehrt das Augenmerk auf Stick und habe just die ersten Prototypen eines Sweatshirts erstellt, auf dem auch eine Möwe zu sehen ist. Offline wird das Sweatshirt (inklusive mir) spätestens im Winter auf Designmärkten in Hamburg anzutreffen sein, aber ganz bestimmt schon vorher online auf Etsy und bald in meinem neuen Online-Shop.


Wo bekommt man die schicken Sachen von Platte Anna?

"Plietsches op platt" könnt Ihr ganz einfach im Etsy Shop von Anna kaufen. Folgendes hübsches Sortiment wartet ganz sehnsüchtig darauf von Euch entdeckt zu werden:

  • Buttons
  • Gruß-  & Postkarten
  • Notizblöcke
  • Patches
  • Hoodies & Sweatshirts
  • T-Shirts
  • Mützen
  • För de Lütten
  • Poster
  • Büdel
  • Kissen
  • Behelfsmasken

Kleiner Tipp: Da findet Ihr sicher was Schönes für den nächsten anstehenden Geburtstag! Ansonsten beschenkt Euch doch einfach mal selbst ;) Anna freut sich sicher riesig über Eure Bestellung, denn wie Ihr ja wisst: "When you buy from a small business, an actual person does a little happy dance!"

Schlusswort

Seid Ihr eher Typ "Norden" oder "Süden"? Habt Ihr auch irgendwelche lustigen Geschichten auf Lager, wo Ihr unbedingt Hochdeutsch reden wolltet und dann kam hat die Macht der Gewohnheit (der Dialekt) doch durch? ;) Ich freue mich auf Eure Geschichten in den Kommentaren!


Liebe nordische Grüße
Kerstin


Photo Credit: Platte Anna

 

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